• Der Kaisertisch im Gasthof Orthofer - der untere Bereich ist mit Schnitzereien versehen.
  • Der Kaisertisch im Gasthof Orthofer - der untere Bereich ist mit Schnitzereien versehen.

Das Jagdhaus der Habsburger

Persönliche Überlieferung über Generationen der Familie Orthofer über das kaiserliche Jagdhaus:

Wenn Margret Orthofer nachts nicht einschlafen konnte, hat sie ihre Großmutter immer darum gebeten, ihr etwas von „früher“ zu erzählen. Unter anderem hat sie Margret einiges vom einstigen Jagdhaus, das ja gleich neben dem Familienhaus Orthofer angebaut war, erzählt. Leider hat Margret ihren Großvater Johann Orthofer nicht kennen gelernt, aber er muss ein fabelhafter Mann gewesen sein – er, der mit dem letzten Kaiser von Österreich, dem damaligen Erzherzog Karl, seine Streiche ausgeheckt hat.

Das kaiserliche Jagdhaus hat 1898 der Erzherzog Carl Ludwig, der Bruder vom Kaiser Franz Joseph, gleich anschließend an das Haus Orthofer für die kaiserlichen Hoheiten bauen lassen. Seine dritte Frau, Maria Therese, Infantin von Portugal, hat dann den Bau vollenden lassen. Die Jagd selber war schon seit 1883 gepachtet, und zwar haben die Gemeinden St. Jakob im Walde, Waldbach und ein Stück von Wenigzell dazu gehört. Alle Jahre sind dann die Hoheiten zu den Orthofers kommen, mindestens einmal, meistens aber zweimal, zur Hahnenbalz und zur Rehbrunft. Damals ist der Erzherzog Carl immer mit dem Großvater und Urgroßvater – beide waren damals kaiserlicher Jagdleiter – auf Hahnen gegangen. Carl hat dann mit dem Urgroßvater Erhard Orthofer seinen ersten Auerhahn geschossen und aus Dankbarkeit ihm dann ein Foto vom Carl mit eigenhändiger Unterschrift und eine goldene Krawattennadel überreichen lassen. Die Krawattennadel ist mit Brillanten besetzt und über dem Buchstaben „C“ reich verziert und zeigt die altehrwürdige Habsburgerkrone. Ein sehr wertvolles Erinnerungsstück das jetzt von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Seit 1910 hat das Jagdhaus dann der Mutter der Kaiserin Zita gehört. Und hier im Jagdhaus haben sich Kaiserin Zita und Kaiser Karl kennen und lieben gelernt, denn sie haben sich im Jahre 1911 in St. Jakob im Walde inoffiziell verlobt! Margrets Großmutter hat auch erzählt, welche lieben Leute die Kaiserlichen waren, und dass auch Margret heute nicht auf der Welt wäre, wenn diese nicht ihrem Opa geholfen hätten. Ihr Großvater war drei Jahre alt, als er eine schlimme Mandeleiterung hatte. Fast wäre er gestorben. In allerletzter Minute hat der Erzherzog dann ihren Opa selbst nach Wien gebracht, wo sie ihn in einer Klinik operiert haben.

Auch hat die Großmutter Margret Orthofer erzählt, dass kein einziger Bittsteller ohne irgendetwas nach Haus geschickt worden ist. Die kaiserlichen Hoheiten hatten für die Armen ein großes Herz. Sie waren alle streng katholisch und hatten einen edlen Charakter – aber ihr oberstes Gebot war Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe. Und wenn sich Gäste vom Landgasthof Orthofer den Kaisertisch ansehen, verstehen diese, was Margrets Vorfahren meinten. Rund um den Tisch ist ein Spruch eingraviert: „Gott segne euch Trinken und Essen, dem armen Leut solltet ihr nicht vergessen, und gebt in z'essen.“ Leider ist das kaiserliche Jagdhaus im Jahre 1922 zur Gänze abgebrannt- nur den Kaisertisch, den hat man retten können.

Ein Lausbubenstück mit dem Erzherzog

Zum Schluss hier noch ein Lausbubenstück von Margret Orthofers Großvater mit dem Erzherzog. Pater Berninger, der immer mit den Hoheiten ins Jagdhaus gekommen ist, war den Streichen der „Buben“ ständig ausgeliefert. Einmal noch in seinem Leben wollte er einen Bock schießen. Es sollte sein größter sein, dafür wollten Opa Orthofer und der Kaiser Karl sorgen. Margrets Großvater hat von einer Infantin zu Weihnachten einmal ein Schaukelpferd geschenkt bekommen. Dieses Schaukelpferd haben sie mit Rehfell überzogen und am Waldrand aufgestellt. Mit einer Schnur haben sie den „Bock“ angebunden und die Lausbuben haben sich im Graben auf die Lauer gelegt. Auf einmal haben sie den Pater gerufen und haben ihm gesagt, er soll schnell schießen, ein wunderschöner Bock ist am Waldrand. Noch dazu haben sie ihm einen alten Vorderlader in die Hand gedrückt, der ihn beim Abschießen fast umgeschmissen hat. Bevor er noch auf den Schwindel gekommen ist, hat er gesagt, dass das sicher sein letzter Bock gewesen ist. Aufgekommen ist der Schwindel dann nur, weil das Schaukelpferd bei einer Wurzel hängen geblieben ist, als Opa Orthofer an der Schnur gezogen hat und es zum Schaukeln angefangen hat.

Das war ein kleiner Einblick über persönliche Erzählungen der Familie Orthofer.